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Flashbacks und emotionale Trigger verstehen und regulieren

Aktualisiert: 8. Mai

Was sind Flashbacks und emotionale Trigger?

Ein Flashback ist eine intensive Erinnerung, die nicht nur gedanklich, sondern oft auch körperlich erlebt wird. Man hat das Gefühl, die vergangene Situation noch einmal durchzumachen – mit allen Emotionen, Körperempfindungen und sogar Geräuschen oder Gerüchen.

Emotionale Trigger sind Reize, die unbewusst mit vergangenen traumatischen Erlebnissen verknüpft sind. Das kann ein bestimmter Geruch, ein Satz oder eine Körperhaltung sein. Der bewusste Verstand erkennt oft nicht sofort die Verbindung, doch das Nervensystem reagiert so, als wäre die Gefahr von damals noch real.


Wie das Nervensystem darauf reagiert

Das autonome Nervensystem unterscheidet nicht zwischen einer echten Bedrohung und einer getriggerten Reaktion. Es schaltet automatisch in den Überlebensmodus:

  • Kampf (Wut, Impulsivität, Drang zu reagieren)

  • Flucht (Unruhe, ängstliches Vermeiden, Rastlosigkeit)

  • Erstarrung (Taubheit, Dissoziation, Gefühl der Hilflosigkeit)

Diese Reaktionen sind biologisch sinnvoll, weil sie einst dabei geholfen haben, zu überleben. Doch wenn sie auf harmlose Reize in der Gegenwart ausgelöst werden, können sie belastend sein.


Was hilft in akuten Momenten?

Wenn ein Flashback oder ein emotionaler Trigger ausgelöst wird, ist es wichtig, das Nervensystem aus dem Alarmmodus herauszubringen. Hier sind einige Sofort-Hilfen:

  • Erdungstechniken

    • 5-4-3-2-1-Methode: 5 Dinge sehen, 4 Dinge berühren, 3 Dinge hören, 2 Dinge riechen, 1 Geschmack wahrnehmen.

    • Kaltes Wasser auf die Hände oder ins Gesicht geben.

    • Ein fester Gegenstand in den Händen (z. B. ein Stein oder ein Stoffstück).

  • Atmung & Bewegung

    • Box-Breathing: 4 Sekunden einatmen, 4 Sekunden halten, 4 Sekunden ausatmen, 4 Sekunden halten.

    • Kräftiges Stampfen auf den Boden, um sich mit dem Hier und Jetzt zu verbinden.

    • Druck auf den eigenen Körper ausüben (z. B. die Hände auf die Brust legen oder sich selbst sanft umarmen).

  • Selbstberuhigende innere Dialoge

    • "Ich bin jetzt hier. Das ist eine Erinnerung, kein echtes Ereignis."

    • "Ich bin sicher. Mein Körper reagiert auf etwas Vergangenes."

    • "Ich kann diese Empfindung wahrnehmen und trotzdem im Hier und Jetzt bleiben."


Langfristige Strategien zur Regulation

Akute Techniken sind wichtig, aber langfristig geht es darum, das Nervensystem so zu stabilisieren, dass Trigger seltener und weniger intensiv auftreten.

  • Ressourcenarbeit

    • Sichere Orte in der Vorstellung etablieren.

    • Stabilisierende Rituale entwickeln (z. B. bewusste Morgen- und Abendroutinen).

    • Kontakt zu Menschen pflegen, die Sicherheit vermitteln.

  • EMDR & Hypnotherapie

    • EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing) eignet sich besonders für klar abgegrenzte, belastende Erinnerungen. Bei tieferliegenden Bindungstraumata oder Entwicklungstrauma kann eine Kombination mit Körperarbeit und Ressourcenstärkung notwendig sein.

    • Hypnotherapie ist ein aktiver Prozess, bei dem Klient:innen in einem entspannten Zustand Zugang zu tieferen Schichten ihres Unterbewusstseins erhalten. Dabei behalten sie jederzeit die Kontrolle über den Prozess. Hypnose ist keine "passive" Technik, sondern unterstützt gezielt die bewusste Neuverknüpfung von Erlebnissen.

  • Alltagstipps zur Stärkung des Nervensystems

    • Regelmäßige Bewegung (z. B. Gehen, Yoga, Tanzen).

    • Bewusstes Essen und Trinken als Mini-Ritual der Achtsamkeit.

    • Auszeiten einplanen, um Überreizung vorzubeugen.

    • Tägliche Berührung oder Bewegung bewusst wahrnehmen (z. B. eine Hand auf den Brustkorb legen und die Wärme spüren).


Fazit: Der Weg aus der Vergangenheit in die Gegenwart

Flashbacks und emotionale Trigger sind keine Zeichen von Schwäche, sondern Hinweise darauf, dass das Nervensystem noch in alten Schutzmustern steckt. Mit gezielten Techniken und professioneller Begleitung kann es lernen, die Vergangenheit als Vergangenheit zu erkennen und in der Gegenwart Sicherheit zu finden.

Jeder kleine Schritt in die Selbstregulation zählt. Denn Veränderung beginnt dort, wo wir verstehen, was in uns passiert, und lernen, bewusst darauf zu reagieren.




 
 
 

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